Verankert ist das Konzept der Achtsamkeit in der buddhistischen Lehre. Dort ist die rechte Achtsamkeit eines der acht Glieder des edlen achtfachen Pfades. Dieser Pfad wiederum führt nach buddhistischem Verständnis zur Erlösung vom Leiden. Eng verbunden ist die rechte Achtsamkeit mit dem rechten Sichversenken, besser bekannt als Meditation.
Achtsamkeit meint letztlich die nicht wertende Fokussierung auf den gegenwärtigen Augenblick. Sie ist damit mit der Konzentration verwandt, unterscheidet sich in Detailfragen aber von ihr. Während wir uns bei der Konzentration auf einen ganz kleinen Ausschnitt des gegenwärtigen Augenblicks fokussieren und diesen ganz intensiv wahrzunehmen versuchen, stellen wir den Fokus bei der Achtsamkeit weit und lassen ausnahmslos alles auf uns wirken.
Sind wir achtsam, kommen wir damit ganz im Hier-und-Jetzt an und distanzieren uns von unseren alltäglichen Welterlebensmustern. Für gewöhnlich sortieren wir alles, was wir wahrnehmen, sofort in wichtige und unwichtige Dinge. Die unwichtigen ignorieren wir und mit den wichtigen beschäftigen wir uns. Wir reflektieren, was passiert. Wir schreiben Bedeutungen zu und wir stellen Verbindungen zwischen den Dingen und zwischen Gegenwart, Vergangenheit und möglicher Zukunft her. Im Modus der Achtsamkeit tun wir all das nicht. Wir machen stattdessen etwas, was uns zunächst sehr seltsam vorkommt: Wir nehmen einfach nur wahr.
Warum Achtsamkeit derzeit in aller Munde ist, kann diese doch recht nüchterne Beschreibung natürlich nicht erklären. Hierzu gibt es unterschiedliche Ansätze. Durch die Brille der modernen Psychologie betrachtet können wir rein empirisch feststellen, dass Momente der Achtsamkeit dazu beitragen, Stress zu reduzieren. Außerdem ermöglicht das Hinhören und Hinsehen und Hinfühlen uns einen Zugang zu unserem Inneren, der uns in der Alltagshektik meist verwehrt bleibt: Gefühle, die häufig eher leise und unscheinbar sind, nehmen wir im Modus der Achtsamkeit schlicht besser wahr. Aus diesen Gründen wird Achtsamkeit als eine Art Übungsmethode auch in Psychotherapien und Coachings eingesetzt.
Betrachten wir die Achtsamkeit hingegen durch die buddhistische Brille, ist sie ein erster Schritt auf dem Weg von der Anhaftung. Im Alltagsleben schreiben wir allem, was geschieht, Bedeutungen zu, wir hängen an manchen Dingen und Zuständen, während wir andere loswerden wollen. Nach buddhistischem Verständnis erzeugt das Leiden. Dieses Leiden werden wir – salopp formuliert – nur los, wenn wir an nichts mehr hängen, wenn uns alles gleichgültig ist. Im Modus der Achtsamkeit üben wir genau das: Wir bewerten nicht, sondern nehmen einfach nur wahr.